Ihr letzter Gang

01.08.2012 Friedhof Magstadt
01.08.2012 Friedhof Magstadt

 

 

 

 

 

Am 15.05.2012 um 11 Uhr 

 wurde Maria- Elisabeth Bolsinger in Magstadt,

 umgeben von Bäumen,  

 deren rascheln der Blätter im Winde sie liebte beigesetzt.

 

 

 


 

 

 

Hier finden Sie die Anzeigen, auch als PDF- Datei (leserlicher).
Todesanzeige & Danksagung.pdf
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Auszüge Worte zum Abschied

Trauerfeier am 26. April 2012 um 14.30 Uhr im Bestattungshaus Märtin, Leonberg

Trauersprecherin Rita E. Manz aus Niefern-Öschelbronn, Tel. 0171 / 2876299

 

Maria-Elisbeth Bolsinger wäre gerne noch hier gelieben,

doch sie spürte wie die Zeit vorbei huscht und dass sie nicht mehr die Kraft hatte sie festzuhalten.

 

Gerade als sich ihr Leben so grundlegend verändert hatte, als sie endlich selbstbestimmt in den eigenen Wänden das fand, was man unter "Lebensqualität" versteht ...

gerade da wurde sie wieder heraus gerissen und dieses Mal kann niemand mehr etwas für sie tun.

 

Für Samstag in einer Woche war das große Fest geplan.

Marlies - wie sie immer genannt wurde -

schrieb fleißig Einladungen zu ihrem 60. Geburtstag.

Sie wollte ihre Schwestern sehn, die Zwillinge und deren Familien,

die Cousins und Cousinnen und wer sonst noch zur Familie gehört.

 

Es war ihr ein Anliegen, die Assistentinnen ihres Teams dabei zu haben,

die es ihr ermöglichten eine bisher nie gekannte Freiheit zu genießen und sie war

Frau Mahmens dankbar dafür, das alles in die Wege geleitet zu haben.

 

Dr. med Gold aus Donzdorf wäre bestimmt gekommen um mit seiner früheren

Patientin auf eine gute Zukunft anzustoßen....

doch nun kam alles ganz anderes.

 

 

Man kann in keinen Menschen hinein schauen und weiß letztlich nie was ihn im Innersten bewegt.

 

Nach außen hin wurde Frau Bolsinger oft als schwieriger Mensch wahr genommen,

als eine Frau, die unzufrieden ist und dauernd etwas fordert,

die sich nicht mit den Gegebenheiten arrangiert, sondern als Persönlichkeit ihren eigenen

Status beansprucht.

Man muss sie bewundern.

Man fragt sich, woher sie immer wieder die Kraft nahm

sich aufzulehnen und etwas in Frage zu stellen,

sich an diejenigen zu wenden, denen sie meinte vertrauen zu können.

 

Es fiel ihr schwer, denn sie wurde oft enttäuscht.

 

Aber jetzt ging es ihr seit einigen Wochen richtig gut.

 

Fünf Frauen hatten sich zusammen gefunden um ihr eine

gute Zeit zu ermöglichen,

um sie wieder in den Alltag zu integrieren .... was sich als nicht so ganz einfache

Aufgabe heraus stellte.

 

Frau Bolsinger war so lange isoliert gewesen, dass es ihr kaum möglich war spontan Bindungen einzugehen.

 

Sie brauchte Zeit - und sie brauchte Zuwendung.

 

........ Vor zwanzig Jahren begann die Odysee. Von da an lebte sie in verschiedenen Heimen,

konnte - und wollte ! - nirgends Fuß fassen,

denn sie strebte ja immer danach diesen Teufelskreis zu verlassen.

 

Die Zeit verstrich - die Jahre kamen und gingen und Marlies fiel gewissermaßen "aus der Zeit heraus".

Selbstverständlicherweise griff sie nach dem, was in ihre Reichweite kam und versuchte mit eisernen Willen zu demonstrieren, dass da ein Mensch war,

die Frau die beachtet werden und Gehör finden wollte.

 

Sie pflegte auf ihre Art Kontakte.

Sie war gut über medizinische Themen informiert und wenn sie wieder einmal in einem Krankenhaus kam, merkten die Ärzte sehr schnell welche Art von Patientin sie da vor sich hatten.

 

Mancher nannte sie scherzhaft: Frau Dr. Bolsinger.

Aber das brachte sie nicht weiter, im Gegenteil.

 

Über die lange Zeit entstand ein Chaos, das niemand mehr durchblickte und vermutlich wollte es auch niemand wirklich wissen, was da passierte.

"Papier ist geduldig" sagt man oft -

und das bewahrheitet sich dann auf eine Weise,

die man gar nicht für möglich hält.

 

Erst seit einigen Monaten wendete sich das Blatt und es gab

Menschen in Marlies Bolsingers Umfeld,

die die richtigen Papiere ausfüllten, die Anträge stellte und nicht aufgben, bis alles in den Bahnen verlief, in denen es schon lange hätte verlaufen können.

 

Jetzt, mit fast 60 Jahren kehrte Frau Bolsinger auf einen Weg zurück, den sie vor langer Zeit verlassen musst und der ihr natürlich recht fremd erschien.

 

 

 

Wir wünschen es Marlies Bolsinger von Herzen,

dass sie angekommen ist, dass sie Ruhe und Frieden gefunden hat und dass es ihr gut geht.

Unsere Gedanken sind bei ihr, nicht nur heute-

 

Wir denken an Marlies Bolsinger und daran, was sie uns bedeutet hat wir wollen ihr für die gemeinsame Zeit danken.

 

 

 

Ausschnitte aus Worte zum Abschied für Maria-Elisabeth Bolsinger

Urnenbeisetzung am 15. Mai 2012 um 11.00 Uhr Friedhof Magstadt

 

 

Da sie hier in Magstadt wohnte,

wollte sie auch den Friedhof kennen lernen und sie fand bei diesem Besuch,

dass ihr die Atmosphäre gefile und dass sie hier einmal ein Grab haben wollte.

In der warmen Jahreszeit sollte es mit bunten Blumen geschmückt sein.

 

 

Für Marlies Bolsinger stellte sich das anders dar.

Was sie sich wünschte und erträumte lag nicht im Bereich dessen,

was man eigentlich nicht braucht,

sondern in dem, was ein Menschenleben aus macht.

 

Sie hat sich ihren Mitmenschen eingeprägt.

Es ist nicht schwer, sich ihrer Gesten und ihres Wesens zu erinnern.

Wenn man in diesen Tagen von ihr erzählt,

kommen die heiteren Episoden zur Sprache,

aber auch die tragischen Elemente,

die sich oft als unüberbrückbae Hindernisse erwiesen.

 

Dennoch kann man nun eine possitive Bilanz ziehen,

denn letztentlich hat es Marlies Bolsinger geschafft

aus dem bisherigen scheinbar endlosen Kreislauf heraus zu

kommen und sich eine eigene Existenz zu schaffen.

 

Den Begriff "Zeit" sollte man nicht so hoch bewerten,

denn sie führt jeden Menschen eigene Wege und sie lässt sich

nicht allgemeingültig definieren.

Der eine erfährt sie als Gegenwart und stellt alles andere dafür in den Hintergrund,

der andere bezieht die Vergangenheit mit ein und

hat den Blick ständig auf die Zukunft gerichtet.

Was bedeutete "Zeit" für Marlies Bolsinger ?

Sie ging auf ihre Weise damit um,

nuze sie wenn sie die Chance hatte und ließ sich bei

"Zeitverzögerungen" nicht entmutigen.

 

Frei zu sein war ihr großes Ziel und das behielt sie im Auge -

auch wenn die Zeit verging und wenn sie nicht das Gefühl hatte,

bald an diesem Ziel angekommen zu sein.

 

In einem Gebet wird das auf eindrucksvolle Weise beschrieben:

 

Kurvenreiche Wege in meinem Leben, nicht wissend, was hinter

der nächsten Wegbiegung kommt,

ob Krankheit, Trauer, Verlust, Angst oder Leid.

Und wie land ist der Weg bis ich zuhause ankomme ?

Nicht immer führt mein Weg durch blühende Landschaften,

    sonntagsgleich, die Melodien der Schöpfun im Ohr.

Sondern da sind steinige Wege, Abgründe und Dunkelheit fällt auf

den Weg, der mich nach Hause bringen soll.

Gut zu wissen, dass hinter den Kurven meines Weges,

    ob er steinig, erholsam oder sonntäglich ist,

    mein Herr auf mich wartet.

ER sagt mit: Ich gehe mit, bin bei dir und gehe Dir voraus.